Krankheiten
Als erstes möchte ich darauf hinweisen, daß viele Krankheiten auch bei Froschlurchen und anderen Salamandern / Molchen vorkommen können und deshalb NICHT nur spezifisch den Feuersalamander betreffen. Gerne werde ich Beiträge mit Krankheitserscheinungen und Behandlungen speziell über den Feuersalamander gerne hier veröffentlichen. Eine Galerie mit Bildern erkrankter Tieren wird ebenfalls noch folgen. Ich bitte deshalb um die Mithilfe vieler Halter zu diesem Thema. Am Ende findet Ihr einige Berichte (direkt zu den Berichten) , die ich noch gefunden habe, diese können jedoch zum Teil schon etwas älter sein. Man beachte bitte gerade bei diesen, dass dort gegebene Ratschläge über Haltung & Krankheiten EVENTUELL nicht mehr zeitgemäß sind und somit nicht mehr dem neuesten Erkenntnisstand einer optimalen Haltung & Behandlung entsprechen ! Fragen / Meinungen / Erfahrungen hierzu können gerne im Forum ausgetauscht werden.
Bedanken möchte ich mich ganz speziell bei Christina Liebsch (Allmeling), die mir bei der Aktualisierung dieser Seite “Krankheiten” sehr geholfen hat. Die hinzugefügten / geänderten Passagen von Ihr habe ich grün markiert (13.02.2014).
Als Hauptursache für Krankheiten von Amphibien in Terrarien müssen schlechte oder nicht artgemäße Unterbringung, falsche oder mangelhafte Ernährung und Mängel bei der Reinhaltung und Hygiene angesehen werden. Unter derartigen Bedingungen wird die Widerstandskraft der Tiere geschwächt, sie werden anfällig für Krankheitserreger. Ebenso können in Streßsituationen normalerweise nichtpathogene Mikroben den Ausbruch einer Krankheit fördern.
Neu erworbene Tiere können einen Tierbestand gefährden. Sie müssen deshalb vorerst in ein Quarantänebecken überführt werden, das eine bessere Kontrolle der Tiere ermöglicht und auch leicht zu säubern ist. Nach einer ersten Untersuchung der Körperbeschaffenheit ( besonders auf Wunden, Verpilzungen u.ä. an den Extremitäten und Augen ) interessieren Nahrungsaufnahme, Kotabgabe, Häutungen und auch die Ausführung arttypischer Verhaltensweisen. Hygiene im Quarantänebecken schließt alle terrarientechnischen Geräte und Materialien ein, die nach der Benutzung gründlich gereinigt und möglichst desinfiziert werden.
Das Thema Krankheiten wird hier in vier Kategorien unterteilt nämlich in :
Infektionskrankheiten, Parasitäre Erkrankungen, Stoffwechselkrankheiten und Sonstige Erkrankungen.
Infektionskrankheiten:
Die größten Verluste an Amphibien werden zweifellos durch Infektionskrankheiten hervorgerufen. Dabei ist an erster Stelle die Septikämie der Frösche, gemeinhin als Redleg – Seuche bezeichnet, zu nennen. Diese symptomatische Erkrankung, meist im Herbst auftretend, ist neuerdings auch von Schwanzlurchen der Gattung Furchenmolche ( Necturus ) und Querzahnsalamander ( Ambystoma ) bekannt. Das Krankheitsbild des Redleg zeigt Körpermasseverlust, verminderte Aktivität, Freßunlust und dumpfe Hautfärbung. Später kommen bei dieser meist tödlich endenden Seuche Hautblutungen, Krämpfe und Blutspucken hinzu. Die Bezeichnung Redleg bezieht sich auf die Blutungen der Haut im Bereich des Bauches und der Hinterbeine. Eine endgültige Diagnose ist nur durch eine Blutkultur möglich. Bei Ausbruch der Seuche sind alle Tiere eines Behälters sofort aus der Zuchtanlage zu entfernen, die erkrankten Tiere müssen dabei ausgesondert werden. Geeignete Antibiosen können mittels Kurzzeitbäder oder oral verabreicht werden. Generell sollte immer eine bakteriologische Untersuchung inkl. Resistenztest erfolgen, da es mittlererweile viele multiresistente Keime gibt.
Weitere Feuersalamander relevante Keime sind Klebsiellen, Proteus, Flavovabterium, Chlamydien Streptolkokken und Staphylokokken sowie Pseudomonaden. Die Keimbestimmung ist mittels bakteriologischer Ausstriche möglich. Vor Behandlung muss unbedingt ein Resistenztest erfolgen.
Bei Granulombildung sollte man an eine Mykobakterieninfektion nachdenken. Mykobakterien lassen sich leider erst in einem Sektionstier mittels Ziehl Neelson Färbung ( ZN Färbung ) sicher nachweisen. Teilweise ist es in frischen Kotproben möglich.
Chromomykose (Schwärzepilze):relevate Pilzgattungen sind z.B. Cladosproridium, Hormiscium und Phialophora.Bei zu feuchter Haltung und zu wenig Huminsäuren im Terrarium (z.B. verrottendes Holz, Torfecken) kommt es bei Feuersalamandern häufig zu Chromomykosen. Chromomykosen äußern sich meist systematisch mit Häutungsschwierigkeiten, Apathie, Anorexie, Kachexie, Bewegungsstörungen und Ataxien. Die Chromomykose befällt allerding nicht nur die Haut sondern auch Muskulatur, innere Organe und das ZNS. Als Therapie eignen sich Itrakonazolkurzzeitbäder. Allerdings nur im Anfangsstadium. Zudem sollte die Haltung verbessert werden und Rückzugsmöglichkeiten in saueren Bereichen gegeben sein.
Chytridmykose (Batrachochytrium dendrobatidis). Bei Feuersalamander äußert sich die Chytridmykose durch Häutungsschwierigkeiten, schwarze Beläge, Fressunlust, Kachexie, Hautkratzen. Behandlung im Kurzzeitbad mit Itrakonazol 0,01%ig, 5 Minuten täglich über 7 – 10 Tage sowie Dauerbäder in leichten Salzbad für 3 Stunden täglich. Chytridmykose kann mittel PCR in geeigneten Laboren wie Exomed oder Synlab vet nachgewiesen werden.
Batrachochytrium salamandrivorans: ähnliche Symptome wie bei der Chytridmykose nur viel letaler. Die Tiere sterben innerhalb von Tagen nach Krankheitsausbruch. Hierbei zeigen sich starke Häutungsschwierigkeiten und Fressverweigerung. Ein Batrachochytrium salamandrivorans Test mittels PCR ist unbedingt anzuraten. Geeignete Labore sind EXOMED oder Synlab vet. Behandlung siehe Chytridmykose
Parasitäre Erkrankungen :
Die Amphibien enthalten eine große Zahl von Ein- und Mehrzellern, die als Parasiten oder Kommensalen auftreten. Diese Organismen kommen auch im Freien aufoder in ihren Wirten vor, ohne diese grundlegend zu schädigen. Unzulängliche Haltungsbedingungen können dagegen das Wirt – Parasit – Verhältnis verändern, das natürliche Gleichgewicht verschiebt sich, und es kann zu Erkrankungen der Wirte kommen, die nicht selten tödlich enden. Deshalb ist immer auf große Sauberkeit im Terrarium zu achten !!!
Stoffwechselkrankheiten :
Eine der Haupttodesursachen der in Terrarien gehaltenen Amphibien besteht darin, dass den Tieren über längere Zeiträume nicht die artgemäße Nahrung geboten wird. Das betrifft weniger die Nahrungsmenge als vielmehr die qualitative Zusammensetzung des Futters einschließlich der Mineralstoff- und Vitaminversorgung. Dem Tierhalter ist es nahezu unmöglich, für alle Arten ein natürliches Futterangebot bereitzuhalten. Deshalb sind Kompromißlösungen stets notwendig. Dabei sollte der Entwicklungsstand der Terrarientiere berücksichtigt werden. Treten bereits in der Larvenentwicklung Mangelerscheinungen auf, wird die anschließende Metamorphosephase oftmals nicht überstanden. Die am meisten auftretenden und am besten untersuchten Mangelerscheinungen bei Amphibien sind Störungen im Knochen – und Calciummetabolismus. Die Ursache dafür liegen meist in falscher Fütterung. Tiere, die ausschließlich Fisch, Leber oder Mehlkäferlarven erhalten, neigen zu verdickten oder gebogenen Knochen der Kiefer, der Wirbel, des Beckens oder der Extremitäten. Eine so einseitige Ernährung führt zu Calciummangel oder einem gestörten Calcium – Phosphor – Verhältnis, wodurch sekundär eine Überfunktion der Nebenschilddrüse hervorgerufen werden kann. Die Folge sind verschiedene Formen rachitischer Erkrankungen wie Metabolic bone disease.
Sonstige Erkrankungen :
Die in dieser Kategorie zusammengefaßten Krankheiten der Amphibien sind zu Teil bedingt durch elementare Haltungsfehler. Der Terrarianer kann diese Ursachen relativ schnell beheben. Daneben gibt es aber eine Reihe von Erkrankungen, die zwar typisch für Amphibien, deren Ursachen aber noch vielfach ungeklärt sind. Jeder Terrarianer kann durch gezielte Analysen der Ursachen und des Verlaufes von Erkrankungen der Terrarientiere mithelfen, das Wissen auf diesem Gebiet zu vergrößern.
Krankheitsverläufe von Halter über Behandlungen / Erfolge / Todesursachen usw. werden von mir gerne am Ende der Tabelle veröffentlicht !
Infektionskrankheiten :
Krankheit | Ursache / klinische Anzeichen | Behandlung |
Mykobakterien Infektion | Umwelteinflüsse ( z.B. mangelnde Ernährung ), Sekundärerkrankungen : Abmagerung, Trägheit, Geschwüre und Wunden auf der Haut, Granulombildung an Organen und der Haut | Keine Behandlung möglich ! – optimale Haltung und Ernährung, kombiniert mit Multivitaminpräparatgabe ( Verabreichung über Futtertiere ) Humanpathogen (Schwimmbadgranulom) |
Redleg – Seuche | Bakterielle Infektion meist durch Enterobakterien als Mischinfektion: Trägheit, Blutansammlungen in der Bauchhaut und an den Hinterbeinen, Blutspuckcen | Antibiotische Behandlung nach bakteriologischer Untersuchung und Resistenztest |
Erkrankungen durch Pilzbefall | meist Sekundärinfektion durch Saprolegnia – Arten bei Mangelerscheinungen : Hautveränderungen, Augentrübung, Verpilzen von Körperteilen ( oft Kiemen ) | Behandlung kann je nach Pilzgattung mit Methylenblaubädern, Salzbädern oder Fungiziden wie Itrakonazol erfolgen |
Parasitenbefall :
Infektionen der Haut durch Protozoen | Befall mit Oodinium pillularis ( Flagellat ), Trichodina spec. und Carchesium ( Ciliaten ) : Hauptveränderungen, Trübungen der Augen, grauer Belag auf den Kiemen | Bad in Kaliumpermanganatlösung ( Verdünnung 1 : 100 000 ) oder mittels Malachitgrünbase wie Sera med Protazol |
Zystenbildungen der Haut | Befall mit Dermocystidium ranae ( Sporozoen ) : Bildung von Hautzysten | Behandlung unbekannt – Sekundärinfektionen antibiotisch behandeln |
Wurmbefall Bandwürmer ( Cestoda ) | Proteocephalidea, Pseudophyllidea, Cyclophyllidea : allgemeine Schwächung, Geschwürbildungen und Verstopfung | Einmalig Praziquantel oral Dosis 20mg/Kilo |
Saugwürmer ( Trematoden ) | Allgemeine Schwächung, Nekrosen von Geweben, Auftreibung des Körpers, Gleichgewichtsstörungen | Praziquantel als Bad 10 mg /l 3 h Wdh. nach einer Woche |
Fadenwürmer ( Nematoden ) | Axcaris, Dioctophyma, Spirurus : allgemeine Schwächung, Gewebeschäden, sekundäre Geschwürbildung | Panacur 40 mg/Kilo KG Wiederholung nach 14 Tagen |
Stoffwechselkrankheiten :
Entwicklungsstörungen | genetische Defekte, Mangel an Spurenelementen, Vitaminen, Proteinen | schwierig ( Eignung des Tiermaterials zur Vermehrung prüfen ) |
Jodmangel | Schilddrüsenunterfunktion : Metamorphosestörung, Riesenwuchs | Thyroxin – muss aber unbedingt abgeklärt werden |
Vitamin – Mangel – Erscheinungen A | geschwürartige Wunden an den Hinterextremitäten und Zehen, Augenentzündungen, Häutungsschwierigkeiten | Bei Landformen Wunden und Augen mit Retinol betupfen, Futtergaben mit Vitamin A (Retinol) |
Vitamin – Mangel – Erscheinungen B | Lähmungen, Krämpfe, unkoordinierte Bewegungen ; allgemeine Wachstums-, Stoffwechsel- und Verdauungsstörungen | Vitamin-B-Komplex mit dem Futter verabreichen |
Vitamin – Mangel – Erscheinungen D | rachitische Erscheinungen, weiche Knochen, Knochendeformationen, Scheingelenke, lahmes Nachziehen der Beine | Bei ersten Symptomen Vitamin D mit dem Futter sowie regelmäßig Kalk-Mineralstoff-Gemisch verabreichen, Überdosierung jedoch vermeiden. Eine Übervitaminisierung hat schwerwiegende Folgen. |
Vitamin – Mangel – Erscheinungen E | Fortpflanzungsstörungen, Sterilität, Störungen der Embryonalentwicklung | auf ausreichenden Vitamin-E-Anteil im Multivitaminpräparat achten |
Vorbeugend | nein | Keine vorbeugende Multivitamingaben da Übervitaminisierung schwerwiegende Organschäden zur Folge hat. |
Sonstige Krankheitserscheinungen :
Molchpest | unbekannte Ursache : Bewegungsunlust, Hautpusteln, Geschwüre, ” Petersiliengeruch “ | Antibakterielle Behandlung mittels Breitbandantibiotika wie Gentamycin nach Resistenztest sowie Salzbäder |
Häutungsfehler | Haltungsfehler : Hautfetzen bilden Knoten und Ringwülste | Chromomykose bedenken (siehe oben) – Haltung optimieren, trockener halten. Stellen mit niedrigem PH anbieten – feucht/nasses Moos vermeiden. Keine Kamille bei Amphibien anwenden, das reizt die Haut. |
Wassersucht | vermutlich Mangelerscheinung : Flüssigkeitsansammlung unter der Rumpfhaut, seltener der Extremitäten, Bewegungslosigkeit | Infektionen und Organschaden ausschließen – Behandlung ist mittels Forosemid 10 mg/100 Gramm KG in noch nicht weit fortgeschrittenen Stadium ohne Organschaden möglich |
Fettleber | Meist durch Überfütterung oder eventuell nach überstandener Infektionskrankheit | unbekannt – vorbeugende Diät der Amphibienverdauungsmobilität angepasst |
Tumoren, Geschwülste | Virusinfektion, Umweltbelastung : Knotenbildung, Melanome und Papillome, bevorzugt an Leber und Niere, Störung der Fortpflanzung | unbekannt |
Vergiftungen | Amphibien vertragen kein EDTA ! Haltungsfehler : krampfartige Zuckungen, Bewegungsunlust, Lähmungserscheinungen | Tiere gründlich abspülen, Umsetzen in anderes Terrarium ggf. Antidot (kein EDTA) |
Verletzungen | Haltungs- und Handhabungsfehler : Verletzungen der Extremitäten, des Schwanzes oder der Haut | Bei offenen Wunden Bad in Kaliumpermanganatlösung ( 1 : 100 000 ), Wunden bestreichen mit Retinol bei Wundheilungsschwierigkeiten |
Quelle:
Alle NICHT grün gekennzeichneten Wörter / Sätze / Passagen stammen aus dem Buch ” Vermehrung von Terrarientieren ” von Dr. Günter Masurat & Wolf – Rüdiger Große. Mit freundlicher mündlicher Genehmigung ( Telefongespräch vom Juni 2002 ) von Dr.Günter Masurat.
13.02.2014 Inhalte der Seite wurden aktualisiert (Berichte ausgeschlossen) von Christina Liebsch (Allmeling). Mit freundlicher Genehmigung von Wolf – Rüdiger Große (via Mail vom Februar 2014).
Sollten sich irgendwelche Autoren in Ihrem Urheberrecht verletzt sehen, dann bitte ich um eine kurze Mail an mich. Ich werde dann diesen Beitrag umgehend wieder entfernen. Auf der anderen Seite würde es mich sehr freuen, wenn sich zu diesem Thema keiner meldet. Eine Galerie mit Bildern erkrankter Tieren wird ebenfalls noch folgen.
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